Flammenwerfer, Nebelkanonen, Feuerwälle – mit ihrem seit Jahren einzigen neuen Song „Ramm4“ eröffnen die Berliner Brachialrocker Rammstein am Freitagabend Schlag 21 Uhr ihr erstes von drei ausverkauften Konzerten in der Waldbühne. Und verwandeln das idyllische Theaterrund in einen albtraumhaften, euphorisierten Hexenkessel.
Über der weißen Zeltbühne haben sie ein natoolivgrünes Tarnnetz gespannt. Gleich neben der Bühne hat sich gut sichtbar die Berliner Feuerwehr postiert. Aus gutem Grund. Keiner zündelt im Konzert so gern und oft wie Rammstein.
Mehr als 22.000 Fans jubeln den hart rockenden Musikanten zu, die wie düstere Gaukler aus der Unterwelt alles Böse, Schlechte und Verbotene herbeizitieren und genüsslich lautstark ausweiden. Sänger Till Lindemann, der steppende Zeremonienmeister mit dem hart rollenden „R“, singt sich mit unheilvollem Grinsen durch ein bekanntes Repertoire, will „Zerstören“, hat „Keine Lust“ und verkündet „Mein Herz brennt“.
Eine Rammstein-Show ist nicht einfach ein Konzert, es ist ein ironisches Theater des Schreckens, eine satirische Vaudeville-Horrorshow, ein hämmerndes Rockmusical voller krachender Gitarren-Riffs, in dem es um Ängste und Qualen, um Sünden und Exzesse, um Lust und Leidenschaft geht. Und es macht ungeheuren Spaß, diesen finsteren Gesellen, die einer frühen Stephen-King-Schauergeschichte entsprungen zu sein scheinen, dabei zuzusehen.
Rammstein provozieren und polarisieren, werden gescholten und gefeiert. Der Tabubruch hat freilich Methode. Klappt aber selbst heute noch, wenn Lindemann beim Stück „Zerstören“ plötzlich den Mantel aufreißt und ein funkensprühender Bombengürtel zum Vorschein kommt.